Das Neujahrsfest
Rosch ha-Schana ist laut Talmud Beginn und in der Folge Jahrestag der Weltschöpfung, steht aber auch für den Jahrestag der Geburt Adams. Es ist der Tag der Forderung, Bilanz zu ziehen über das moralische und religiöse Verhalten im abgelaufenen Jahr, und man tritt mit Gebeten für eine gute Zukunft vor Gott.
Es ist ein Tag des Schofar-Blasens. In der Tora wird dieser Tag auch Tag des Schofars genannt (Lev 23,23–25 EU). Man nennt ihn auch „Tag des Lärmblasens“. Der Schofar erklingt nach in Tora und Talmud festgelegten Mitzwot zum Morgengebet beim Neujahrsfest, sofern es nicht auf einen Schabbat fällt.
Rosch ha-Schana ist kein Trauertag, sondern ein Fest, an dem sich die Juden – wegen Gottes Erbarmen – freuen sollen. Außer dem Hallel, das an Neujahr ausgelassen wird, gleicht es in seinen feierlichen Merkmalen allen anderen Festen: Kleidung, Waschen, Haareschneiden, innere Vorbereitung und festliche Mahlzeiten.
Rosch ha-Schana ist auch Jom Hadin, „Tag des Gerichts“: Am Neujahrsfest werden drei Bücher geöffnet. Ins erste werden die ganz „Gerechten“ eingetragen, die sofort das „Siegel des Lebens erhalten“. Ins zweite Buch werden die ganz „Bösen“ eingetragen, die das „Siegel des Todes“ erhalten. Und das dritte Buch ist für die „Mittelmäßigen“ bestimmt, die sowohl Sünden wie Verdienste vorweisen können. Das endgültige Urteil bleibt in der Zeit vom Neujahrstag bis zum Versöhnungstag offen. Durch Einkehr und Umkehr ist es möglich, das Siegel des Lebens zu erhalten.
Die Ordnung von Gebeten, Schofarblasen, Kiddusch und Mahlzeiten, die für den ersten Neujahrstag gültig ist, gilt auch für den zweiten Neujahrstag. Es ist aber kein „zweiter Feiertag“, wie er in der Diaspora bei den anderen Feiertagen üblich ist. Beide Tage zusammen bezeichnet der Talmud als einen 48 Stunden dauernden Feiertag. Wegen dieser Vorschrift besteht die Befürchtung, dass man möglicherweise „unnötige Segenssprüche“ beim Schehechejanu, Kerzenanzünden und dem Kaddisch am zweiten Tag sagt. Um diese Zweifel aus dem Weg zu räumen, zieht man am zweiten Neujahrstag im Allgemeinen ein neues Kleidungsstück an und stellt eine Schale auf den Tisch, die Früchte enthält, die man zu dieser Jahreszeit noch nicht gegessen hat. Die Segenssprüche bezieht man nun darauf.
Am Nachmittag des ersten Tages gibt es den Taschlich-Brauch, nach einem Gebet zur Vergebung von Sünden diese symbolisch durch Werfen von Steinen oder Brotkrumen ins Wasser abzustreifen.
Die Synagoge ist zu Rosch ha-Schana ebenso wie der Vorbeter überwiegend in Weiß gehalten. Das soll die Reinheit symbolisieren.
Quelle: Wikipedia