Feierstunde zum „Zehnjährigen“ im jüdischen Gemeindezentrum Foto: Andreas Woitschützke
Am 8. Juli feierte die jüdische Gemeinde das 10jährige Bestehen ihres Gemeindezentrums an der Leostraße. Viele Ehrengäste feierten mit, unter ihnen Bürgermeister Reiner Breuer, der erste Beigeordnete der Stadt Neuss Frank Gensler, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz, der Geschäftsführer Michael Szentei-Heise, Mitglieder der GCJZ in Neuss mit Pfarrer Franz Dohmes.
Bei strahlendem Wetter waren Garten und Räumlichkeiten fröhlich in blau-weißen Farben geschmückt. Für die GCJZ brachte Familie Weißenborn ein Blumengesteck mit, das später in den Garten gepflanzt werden soll. Zur Feier des Tages schmückte es die Bühne, in den Neusser Farben rot-weiß.
Bert Römgens begrüßte die vielen Gäste und die Mitglieder der Gemeinde und beschrieb einen kurzen Rückblick. – Nach der Gründung der GCJZ im November 2002 bestand länger Zeit noch die Überzeugung, dass in Neuss bald eine eigene Synagoge und ein Gemeindezentrum in der Innenstadt gebaut werden würde. Die Hoffnung war groß, aber viele kleine, manchmal höchst persönliche Gründe sprachen dagegen. In dieser Zeit des Wartens feierten wir die jüdischen Feste meistens im Martin-Luther-Haus, weitere Veranstaltungen fanden im Edit-Stein-Haus und in der Stadtbibliothek statt. Der damalige Bürgermeister Herbert Napp, ein energischer Befürworter des Neubaus, musste aber bald dieses Ziel aufgeben. Nun waren neue Ideen gefragt für einen dauerhaften Treffpunkt unserer jüdischen Mitbürger. Durch Initiative des im letzten Jahr verstorbenen Beigeordneten Ernst-Horst Goldammer und des hoch motivierten Vorstandsmitglieds Alexander Bederov, konnte schließlich der nicht mehr benötigte Kindergarten der Pfarre Heilig-Geist in der Nordstadt mit Hilfe der Stadt Neuss erworben werden. Der Anfang war nicht leicht, denn die Umbauarbeiten zogen sich in die Länge. Doch 2008 konnten die Räumlichkeiten ihrer neuen Bestimmung übergeben werden.
Bürgermeister Breuer lobte Tatkraft und Eigenleistung der Gemeinde, v.a. aber den unermüdlichen Einsatz von Alexander Bederov. Die „Stimme von Neuss“ starb 2012, zwei Jahre später erhielt das Zentrum seinen Namen. Bürgermeister Breuer, der ebenfalls viel Elan und Zeit einsetzte, um das Ziel aus dem Jahre 2002 endlich zu verwirklichen, skizzierte die weiteren Pläne: Vergrößerung der Räumlichkeiten, neue Gartengestaltung und Bau einer kleinen Neusser Synagoge an diesem Standort. Außerdem wird auch endlich mit seiner klaren Unterstützung konkret, dass eine Neusser Partnerstadt in Israel gesucht wird. Damit beauftragte er den ersten Beigeordneten Frank Gensler in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde.
Dr. Oded Horowitz hob besonders das vielfältige ehrenamtliche Engagement in Neuss hervor. Viele Gemeindeglieder helfen selbstlos und zeitintensiv mit, drei von ihnen wurden besonders geehrt: Michael Goldmann, Leonid Weissmann und Efim Zelezniak.
Zu Beginn, zwischen den Beiträgen und zum Schluss trugen die Opernsängerin Elena Knapp und die Gesangsstudentin Zina Mamatkulova schwungvoll mit klangvollen Stimmen viele Lieder in hebräischer, russischer, deutscher und englischer Sprache vor. Am Ende war eine längere Zugabe bei diesem Kunstgenuss unvermeidlich.
Schließlich hatten alle Gäste viel Zeit zum fröhlichen Feiern mit gutem Essen und Trinken, mit Musik und Tanz, mit anregenden Gesprächen und ganz viel Fröhlichkeit. Pfarrer Franz Dohmes, der Vorsitzende der GCJZ in Neuss und weitere Mitglieder der Gesellschaft, waren wie immer gefragte Gesprächs- und Tanzpartner.
Die jüdische Gemeinde und die GCJZ in Neuss blicken zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn die Bauarbeiten dauern. Wir hoffen alle sehr, dass wir in naher Zukunft wieder ein solch fröhliches Fest feiern können.
Angelika Weißenborn-Hinz