Die Süddeutsche Zeitung fällt mal wieder mit einer ihrer Karikaturen aus dem Rahmen.
Drohend und aggressiv beugt sich eine Figur, die den ukrainischen Präsidenten darstellen soll, über eine große Tafelrunde, die die führenden Köpfe aus weltweiter Wirtschaft und Politik symbolisieren soll. Es geht um die Rede, in der sich Selenskyj an die Gäste des Weltwirtschaftsforums in Davos wandte. Der ukrainische Präsident scheint den Mächtigen der Welt im Sinne der „jüdischen Weltverschwörung“ seine Agenda und Forderungen aufzudrücken. Hierbei, wie die SZ es schreibt, nur von einer zeichnerischen Umsetzung der Fernsehbilder zu sprechen, verkennt die Wirkung des Bildes.
Wie blind oder bösartig muss man sein, um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj so in einer Karikatur abzubilden und trotzdem Antisemitismus zu leugnen?
Dabei ist es (fast) gleichgültig, ob der Karikaturist selbst Antisemit ist oder er nur gängige antisemitische Klischees bedienen will, oder ob Selenskyj Jude ist. Wer sich beim NS-Blatt Stürmer bedient, hat in die falsche Kiste gegriffen. Und wer als Redaktion zulässt, dass solche Bilder veröffentlicht werden, hat kein Fingerspitzengefühl in dieser Angelegenheit und lässt jede Empathie vermissen.
Die Süddeutsche Zeitung hat zum wiederholten Mal eine unglückliche Hand bei der Auswahl von Texten und Karikaturen bewiesen. Wenn schon nicht der Zeichner Pepsch Gottscheber, der für dieses Bild verantwortlich zeichnet, bemerkt, auf welcher historischen Darstellung er fußt, so hätte die Redaktion, der sich liberal verstehenden Zeitung den Druck verhindern müssen – oder war das vielleicht Absicht?
Denn diese Darstellung des ukrainischen Präsidenten entspricht genau den rassistischen Stereotypen des Stürmers und aktueller antisemitischer Hetzschriften.
Stellungnahme gemäß Beschluss des Vorstandes der GCJZ Neuss vom 28.05.2022