20 Jahre GCJZ Neuss waren der Anlass für eine gut besuchte Veranstaltung im Alten Ratssaal. Bürgermeister Reiner Breuer hatte die besondere Tagungsstätte im Rathaus zur Verfügung gestellt und würdigte in seinem Grußwort die Arbeit der Gesellschaft gegen Antisemitismus und Rassismus. Sebastian Appelfeller, Vorsitzender der Evangelischen Kirchengemeinden, Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und Kreisdechant Hans-Günther Korr gratulierten und wünschten den Aktiven weiterhin viel Erfolg bei ihrer notwendigen Aufgabe.
Als Festredner hatte man den jüdischen Publizisten und Schriftsteller Rafael Seligmann gewinnen können. Dieser schilderte die lange gemeinsame Geschichte beginnend mit den Kreuzzügen über die Judenemanzipation bis in die Gegenwart. Dabei sparte er bewußt die Nazizeit aus, um sich um so vehementer gegen die aktuellen antisemitischen Vorfälle zu wenden. Seligmann plädierte für eine engagierte und deutliche Sprache und Politik, die sich nicht scheuen dürfe, Antisemitismus in all seinen Facetten anzuprangern und zu bekämpfen. Der provokante Titel des Vortrages „Die Judensau muß weg“ erinnerte in diesem Zusammenhang an die Schmähplastik an der Wittenberger Kirche.
Vorsitzende Dorothea Gravemann betonte in ihrer Rede, dass es nicht die alleinige Aufgabe der Juden sei, auf Antisemitisches hinzuweisen. Im Gegenteil: die Zivilgesellschaft als Ganzes sei gefordert, hier einzugreifen. Dabei versprach Gravemann, auch als GCJZ Kontroversen nicht zu scheuen. Daneben sehe sich die GCJZ als Organisatorin von Begegnungen und Diskussionen, die Juden nicht nur als Opfer, sondern als handelnde Subjekte der Geschichte verstehen würden.
Die Resonanz auf die Einladung war erfreulich. Fast 100 Personen hatten sich im Alten Ratssaal eingefunden. Darunter eine Reihe von Gästen aus den Schwestergesellschaften aus Krefeld, Mönchengladbach und Düsseldorf, ebenso wie zahlreiche neusser Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Politik, die die Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch bei Wein und Wasser gerne nutzten.